Vortrag

Josef 'Jupp' Schugt jupp at gmx.de
Son Nov 17 22:59:23 CET 2002


* On 2002-11-17 18:38
* Dr. Uwe Döbereiner <udoebus at kud.com> wrote:
> 1. Mache den Zuhörern die eigene Kompetenz klar.

Man sollte allerdings auch zugeben, wenn man etwas nicht weiß. Bei
Naturwissenschaftlern wird häufiger gefragt: "Haben Sie schon einmal
die Auswirkung von X untersucht?" oder "Haben Sie schon versucht,
Methode Y für die Analyse zu verwenden?"

Auf solche Fragen geben Vortragende dann typischerweise zwei Arten
von Antworten. Wenn sie es versucht haben, erläutern sie, welches
Ergebnis die Untersuchung gebracht hat. Wenn sie es nicht versucht
haben, dann erläutern sie, warum sie das Vorgehen als ungeeignet
ansehen oder greifen den Vorschlag auf. In jedem Fall setzen sie sich
mit der Frage ernsthaft auseinander, weil sie davon ausgehen, dass
der Zuhörer seine Frage nicht uneigennützig gestellt hat, sondern
wissen möchte, ob seine Lieblingsmethode wieder einmal geeignet ist
oder von den Analyseergebnissen selbst profitieren will.

Ich habe noch zu wenig Vorträge zu freier Software gehört, um mir
eine Meinung darüber bilden zu können, ob die Situation dort
vergleichbar ist, mein Gefühl sagt mir allerdings, dass es vermutlich
so ist.

> 2. Sage den Zuhörern etwas Nettes, bestätige auch deren Kompetenz
> und stärke deren Ego; sage auch, wie sehr es Dich freut, ihnen
> einen Vortrag halten zu dürfen.

Viele Vortragende versuchen auch, Verbundenheit mit dem Vortragsort
deutlich zu machen. Sei es, dass sie einen der Veranstalter schon
lange kennen, sei es, dass sie nicht zum ersten mal an einem Ort
sind.

> 3. orientiere die Zusschauer über das, was sie erwartet
> (Gliederung, Ziel)

Das setzt voraus, dass sich der Vortragende über die Gliederung und
das Ziel klar ist. Bei manchen Vorträgen fragt man sich, ob das der
Fall ist...

> 4. Strukturiere die eigenen Unterlagen so, daß Du mit Sicherheit im
> gesetzten Zeitrahmen zu diesem Ziel gelangst. z.B. im Manuskript
> durch Farben das, was unbedingt gesagt weren muß (rot?) gegenüber
> dem, was mehr der Vertiefung und Ergänzung dienen sollte, wenn die
> Zeit dazu reicht.

Das gilt nicht nur für das Manuskript. Ich habe schon häufiger Redner
erlebt, die drei Arten von Projektionsfolien mit sich führen:
Diejenigen, die unbedingt gezeigt werden müssen, diejenigen, die
eigentlich gezeigt werden sollten, aber bei Zeitmangel weggelassen
werden können und Folien, die für erwartete Nachfragen gedacht sind.

> 5.) Komme _unbedingt_ zum Schluß bei diesem selbst gesteckten Ziel
> an. Trotz aller Diskussionseinwürfe und sonstiger Verzögerungen.

Das kann je nach Publikum eine ernste Herausforderung sein. Wenn die
Zuhörer es allzu bunt treiben, dann ist manchmal auch der Mut
erforderlich, die "Störer" dazu aufzufordern, ihre Fragen im
Anschluss an den Vortrag zu stellen. Es kommt vor, dass eine
Diskussion im Anschluss an einen Vortrag fast genauso lange dauert,
wie der Vortrag selbst (auch wenn sowas selten ist).

> 7.) Formuliere den ersten und letzten Satz schriftlich. Sind bei
> Beginn die Zuhörer noch unruhig, fange mit einer alternativen
> "Notformulierung" an, damit Du dich nicht nach Eintreten von Ruhe
> und Aufmerksamkeit wiederholen mußt.

Manche Vortragende beginnen ihren Vortrag damit, dass sie zunächst
einmal eine Folie mit dem Namen des Vortragenden und dem Thema
auflegen, mehr oder weniger theatralisch Wasser trinken und dabei die
Zuhörer mustern und sich zum Schluss vernehmlich räuspern. Damit
bringen sie einige sinnvolle Vorbereitungen hinter sich (ich verrate
jetzt nicht, welche das sind :-) und sorgen für Aufmerksamkeit und
einen abhnehmenden Lärmpegel.

> Eine Anmerkung zum Schluß: Für diese mehr allgemeinen "social
> scills", soziale, persönliche Fähigkeiten neben der Fachkompetenz,
> ist nach meiner Kenntnis im Studienziel der Universität
> organisatorisch wenig vorgesehen.

Ernst gemeinte Frage: Gibt es Studienfächer, bei denen Studenten im
Verlauf des Studiums keine Seminarvorträge halten *müssen*?

> Kommen jetzt die Vortragsankündigungen über das, was ihr gerade
> machtet, was Euch z.Z. interessierte; Zeitvorgabe 10 Minuten,
> Diskussion 5 Minuten?

Ehe jetzt jemand meint, 10 Minute für einen Vortrag nicht zu machen
sind: Wirklich anspruchsvoll sind Vorträge über ungefähr 25 Minuten,
bei denen man sich weder auf das absolute Minimum konzentrieren kann,
noch genügend Zeit hat, einzelne Punkte ausführlicher vorzustellen.
Derartige Vorträge sind anscheinend selbst bei sehr guten Rednern
gefürchtet.

Josef 'Jupp' Schugt
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