Vortrag

Dr. Uwe Döbereiner udoebus at kud.com
Son Nov 17 13:42:53 CET 2002


> > Du weisst wie es geht, ich weiss es auch. Trotzdem gelingen mir
> > Vortraege selten bis nie so gut.

Nur Mut, üben: wie wär's mit einem kleinen Thema für das nächste Treffen
der Linux-users?!


> Na ja, mancher Redner ist hart im Nehmen. 

Ich vermute, Du irrst. Wie ich es sehe, lechzen Sie nach Anerkennung,
haben aber leider nicht die Fähigkeit, sie zu erringen. Um den eigenen
Frust nicht unerträglich werden zu lassen, ihr Ego nicht zu beschädigen,
bemühen sie sich, negative Reaktionen zu verdrängen. Diese
Unbeweglichkeit erschiene dann nach außen als Härte.

> Einige Zitate aus dem Bericht der UpTimes über den Linux-Kongress
> zeigen, dass jeder noch so gute Vortrag unter dem Vortragsstil leiden
> kann:
> 
> "...trug senien Stoff sehr schnell vor und verlor ... "
> 
> "...hat seinen Vortrag - und leider auch seine Folien - voll gepackt
> mit Informationen zum Thema ...
> 
> "...führte in seiner gewohnt freundlichen Art - aber in einem schwer
> verständlichen Englisch - in die komplexe Materie ... ein."
> 
> Wenn negative Aussagen über den Vortragsstil einen erheblichen Teil
> eines Kurzberichts über einen Vortrag ausmachen, dann ist das
> zumindest bedenklich und zumindest ich frage mich, ob es nicht sinn-
> voll wäre, dagegen etwas zu tun.

Ja, man sollte etwas dagegen tun. Aber vielleicht doch so, daß es dem
Vortragenden möglich bleibt, sein Gesicht zu wahren. D.h. "unter vier
Augen", sprich mit einer persönlichen mail. Warum soll er das nächste
Mal wieder kommen, wenn er, trotz bester Absicht, nur Prügel bezieht.
Ja, und nun halte ich mich selbst nicht an den guten Ratschlag. Wie
nehmen die Verfasser des LUUG-Berichtes diese öffentliche Kritik auf???
Hoofentlich so positiv, wie sie gemeint ist. Auch für sie gilt doch
diese "Beste Absicht", oder etwa nicht???
> 
> Wenn jemand einen Vortrag halten will, dann ist es fast immer
> sinnvoll, wenn er zunächst einen Probevortrag vor Bekannten hält, um
> Gelegenheit zu haben, Mängel vor dem Vortrag abzustellen. Gerade wenn
> man noch nie einen Vortrag gehalten hat, macht man teilweise haar-
> sträubende Fehler (wenn ich mich an meinen ersten Vortrag erinnere,
> dann möchte ich am liebsten im Erdboden versinken, kaum ein Fett-
> näpfchen habe ich ausgelassen).
> 
> Selbst geübte Redner haben Probleme. Wenn man sich mit einem Thema
> intensiv beschäftigt, dann setzt man oft Dinge als bekannt voraus,
> die dem Normalsterblichen unbekannt sind. Auch in diesem Fall hilft
> ein Probevortrag vor "Unbedarften".
> 
> Wenn jemand einen Vortrag über ein Thema aus dem Bereich der Freien
> Software halten will, dann wäre es vielleicht sinnvoll, wenn sich
> einige Gleichgesinnte finden, damit er einen Probevortrag halten
> kann.

siehe oben, Dienstags-Treffen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

*********
Anschließend folgen Hinweise darauf, was meine frühere Firma mir zur
Förderung der Kommunikationstechnik in (teuren) Trainerstunden
beizubringen versuchte. Klopft doch einmal in der Erinnerung den Vortrag
von Jon "Maddog" Hall auf die genannten Punkte hin ab. Könnten wir ja
gemeinsam beim Bier nach dem nächsten Treffen ergänzen.

z.B. 
1. Mache den Zuhörern die eigene Kompetenz klar. 
2. Sage den Zuhörern etwas Nettes, bestätige auch deren Kompetenz und
stärke deren Ego; sage auch, wie sehr es Dich freut, ihnen einen Vortrag
halten zu dürfen.
3. orientiere die Zusschauer über das, was sie erwartet (Gliederung,
Ziel)
4. Strukturiere die eigenen Unterlagen so, daß Du mit Sicherheit im
gesetzten Zeitrahmen zu diesem Ziel gelangst. z.B. im Manuskript durch
Farben das, was unbedingt gesagt weren muß (rot?) gegenüber dem, was
mehr der Vertiefung und Ergänzung dienen sollte, wenn die Zeit dazu
reicht.
5.) Komme _unbedingt_ zum Schluß bei diesem selbst gesteckten Ziel an.
Trotz aller Diskussionseinwürfe und sonstiger Verzögerungen.
6.) Halte vorbereitete Zusatzinformationen zu voraussichtlichen
Nachfragen in der Hinterhand. Weitere Folien. (Literatur, Links,
Tabellen, Diagramme, Beispiele für Eingaben, Codeschnipsel , etc.).
7.) Formuliere den ersten und letzten Satz schriftlich. Sind bei Beginn
die Zuhörer noch unruhig, fange mit einer alternativen "Notformulierung"
an, damit Du dich nicht nach Eintreten von Ruhe und Aufmerksamkeit
wiederholen mußt.

Bedenke, ein Vortragender darf über alles reden, nur nicht über 45
Minuten!

Eine Anmerkung zum Schluß:
Für diese mehr allgemeinen "social scills", soziale, persönliche
Fähigkeiten neben der Fachkompetenz, ist nach meiner Kenntnis im
Studienziel der Universität organisatorisch wenig vorgesehen. Das könnte
daran liegen, daß auch das Interesse bei den Studenten noch nicht
vorliegt. Mangels der Erfahrungen, die sie erst in späteren Jahren
sammeln werden, fehlt zu Vielen noch der Blick für die Bedeutung dieser
Fähigkeiten für den späteren Karriere- und Aufstiegserfolg. Oder gehen
sie gar davon aus, daß sich der zusätzliche Streß für einen Aufstieg
garnicht lohnt? Dabei können er auch den Studienerfolg selbst schon
fördern (z.B. Seminarvorträge).

Erfüllen die Fähigkeit der Lehrenden, den Stoff so zu strukturieren, daß
er zeitlich handhabbar bleibt, die Voraussetzung dafür, daß während des
Studium der Platz und die Kraft dafür erhalten bleiben? Ich fände es
gut, wenn wenigstenz der Blick und das Interesse dafür  geschärft würde,
durch Beobachtung, Versuch und Irrtum eigene Erfahrungen zu sammeln und
in eine eigene Gewohnheitshaltung einzuarbeiten. Ein Professor, der
diese Dinge fördert, kann da sehr, sehr  hilfreich sein. Tirff ja auch
glücklicherweise oft zu. Betrifft gleichermaßen auch die
schriftstellerischen Fähigkeiten.

Nochmals: 
Vereine, User-Gruppen, bieten eine hervorragende Möglichkeit des eigenen
Experiments. Und dies bei minimalem Risiko, daß einzelne Fehlschläge
Auswirkungen  auf den Studienerfolg oder das Verhältnis zu Professoren
und spätere Arbeitgeber hätten. 

Kommen jetzt die Vortragsankündigungen über das, was ihr gerade machtet,
was Euch z.Z. interessierte; Zeitvorgabe 10 Minuten, Diskussion 5
Minuten? 

Wieviele dieser Session an einem Abend? Maximal 3 wären insgesamt 45
Minuten. 19:15 bis 20:00 H. Die amerikanischen User-Gruppen machen das
etwa so. Fragt Guy, der das selbst beobachten konnte. Vorher 15 Minuten
für Spätkommer, Begrüßung untereinander, die Übergabe und den Austausch
ausgeliehener Bücher und CD's wären wohl ausreichend. Dann noch 45 - 60
Minuten bis zum Aufbruch zum gemütlichen Teil, die für sonstige
Diskussionen zur Verfügung stünden. 

Nur Mut! Sichert doch solch eine Präsentation die Dokumentation des
erarbeiteten Wissens für den eigenen, zeitsparenden Rückgriff.  

Bis bald, der November ist ja schon wieder halb rum. Der nächste 1.
Dienstag d.M. naht.

Gruß

Uwe

-- 
Dr. Uwe Doebereiner
(+492207) 6945