[python-users] Fwd: Re: Noch ein Python-Anfänger-Buch
Sascha Atrops
xin at proggen.org
Sa Mai 15 14:35:21 CEST 2010
2. Versuch:
Zitat von Jan Ulrich Hasecke <juhasecke at googlemail.com>:
> Hallo Sascha,
>
> Mein persönliches Ziel wäre eine Einführung ins Programmieren wobei der
> Lesende sofort mit wichtigen Werkzeugen vertraut gemacht wird, u.a. einem
> Versionsmanagement. Ob sich das inhaltlich realisieren lässt und didaktisch
> klug ist, weiß noch keiner so recht.
Ich versuche derzeit auf proggen.org einen Startbereich aufzubauen, indem
Editoren, Entwicklungsumgebungen und alles weitere vorgestellt wird, warum
und wofür man sowas gebrauchen kann.
Ich denke, das hilft, eine Übersicht zu finden, was man eigentlich alles
machen kann. Es ist wichtig zu wissen, wo man nachgucken kann. Aber in einem
Wiki kann man es wegklicken. Man sieht es gar nicht mehr.
Und man kann es ausblenden, wenn sich das Problem zurzeit noch gar nicht
stellt. Zu Beginn braucht man einen Editor und einen Compiler/Interpreter.
Und mit mehr fange ich bei keinem Schüler an. Keine IDE, nur Editor und
Programmiersprache.
In einem Buch wirkt sich eine Übersicht aber auf die Seitenzahl aus, was halt
erschlagend wirkt.
Ich selbst kaufe Fachbücher über 300 Seiten nur noch im Notfall. Das will ich
eh nicht alles lesen. Wenn ich ein Buch über Qt oder sonstwas kaufe, bekomme
ich die Krise, wenn da 1/4 des Buches eine Einführung in C++ ist.
Das sind 100 Seiten, die ich beim Lesen halten muss, die nur
oberflächlich das
Thema C++ ankratzen und die überhaupt nichts mit dem Thema zu tun haben,
weswegen ich das Buch gekauft habe.
> Ich stelle halt bei meinen "Schülern" fest, dass sie wild in der Gegend
> herumproggen (übrigens ein cooler Name für eure Community-Site) und sich
> dann auch oft im eigenen Code verlieren. Im Moment glaube ich, dass es das
> Buch nicht unübersichtlich machen wird.
Das wilde "herumproggen" ist aber ein Weg Fehler zu machen. Fehler sind
Erfahrungen. Und nur wer die Probleme kennt, wird nach Lösungen suchen, sie
zu vermeiden.
Ich glaube nicht, dass es einen Weg gibt, qualitativ programmieren zu lernen,
ohne selbst aus eigenem Antrieb bekannte Fehler vermeiden zu wollen.
Gute Programmierer sind faule Menschen. Sie überlegen stundenlang, wie man
sich Arbeit vom Hals halten kann: wie man Quelltexte strukturiert, Projekte
organisiert und wie man Fehler vermeidet, ganz einfach, weil man die
Erfahrung
gemacht hat, dass es nervig ist, sich darum zu kümmern.
Darum lotze ich meine Schüler in Probleme rein, sie sind genervt und
frustriert und wollen das dann besser machen und sind stolz wie Oskar, wenn
sie eine Lösung gefunden haben und wollen nie wieder was anderes machen, als
das, was sie selbst herausgefunden haben.
Sie müssen vorher nicht unbedingt wissen, dass ich sie in die Fehler
reinlaufen lasse, damit sie die Lösung finden.
proggen.org entstand aus dem Problem, dass ich im Internet immer wieder das
Gleiche erklärte... und vor 2 Jahren übernahm ich ein Forum und fing ich an,
meine Erklärungen in das Wiki zu packen und statt Erklärungen Links zu
verschicken. (dazu gibt's eigentlich auch 'nen Link ;))
Inzwischen schreiben immer mehr User zu unterschiedlichsten Themen und so
sammelt sich mit der Zeit immer mehr Information.
Leider aber noch nichts zu Python. Wer sich berufen fühlt, ist herzlich
eingeladen.
> Das Problem der Ansprache von Kindern sehe ich ähnlich wie du. Man darf
> nicht zu "kindisch" an die Sache herangehen. Die Kids haben ohnehin jeden
> Tag mit künstlich für sie ausgedachten Problemstellungen zu tun. Die haben
> einen feinen Instinkt dafür, ob man als Mensch/Profi oder Lehrer mit ihnen
> spricht.
Naja, beim Programmieren hat man den Vorteil, dass man erklären muss, was
Datentypen und Variablen sind und was if und while sind und ab dem Zeitpunkt
entwickelt eine Sprache eigentlich bereits eine Eigendynamik, die jeder
Schüler individuell beeinflussen kann.
Schlecht für den Lehrer, der daraufhin viele Kids in die gleiche Richtung
lenken muss, um die Übersicht zu behalten. Das widerum ist schlecht für die
Schüler, die dann vorgekaute Probleme lösen, statt selbst kreativ werden zu
dürfen.
Die mangelnde Kreativität ist in meinen Augen das größte Problem bei
Programmiereinsteigern. Programmieren lernen ja unbedingt, aber was soll
man mit dem Wissen dann anfangen?!
> Deshalb würde es mich freuen, wenn du dich hier oder in Wave mit einbringen
> würdest. Wir werden Zwischenergebnisse aus Wave sicher hier posten.
Ich lese die Mailingliste soweit mit, wenn ich Zeit dazu finde.
Ich gucke mir die Wave gleich mal an, aber obwohl (oder weil?) ich
Informatiker bin, bin ich recht zurückhaltend, was derartige Medien angeht
und die Frage, ob ich die brauche oder gar nutzen haben will.
Wenn ich eventuell etwas Konkretes beitragen kann, schreib mich notfalls
direkt an.
--
Mit freundlichen Grüßen,
Sascha Atrops
"It's a kind of fun to do the impossible."
(Walt Disney)
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